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Wenn sich die Arbeit auszahlt

Was tun, wenn man Prozesse effizienter gestalten könnte, aber das notwendige Werkzeug nicht vorhanden ist? Für Sajid Mahmood, Design Manager bei MEVA UK für das automatische Klettersystem MAC, war die Antwort klar: Er hat sich selbst eine Programmiersprache beigebracht und genutzt. So entwickelte er ein maßgeschneidertes Software-Plugin für Autodesk Inventor. Damit erhöht sich die Konstruktionseffizienz, sowohl seines Teams als auch anderer Konstruktionsbüros drastisch. Doch wie wurde der Bauingenieur zum autodidaktischen, hausinternen Programmierer?

Wer ist Sajid Mahmood?

Sajid begann seine Karriere als Bauzeichner 2007 in Dubai. Dort arbeitete er an vielen hochkarätigen Projekten wie dem Princess Tower – damals das höchste Wohngebäude der Welt – oder die mächtigen International Towers, die die Skyline des Stadtzentrums Barangaroo im australischen Sydney dominieren. Ab 2015 leitete Sajid bei MEVA UAE das Team bei der Planung, Lieferung sowie Installation des MAC-Klettersystems für den YOTEL Tower und den A Tower. Drei Jahre später zog es den jungen Mann mit seiner Familie nach Großbritannien. Dort trat er seine Stelle als MAC Design Manager in der Niederlassung in Tamworth an. Hier berät Sajid das Konstruktionsteam, wobei er sich besonders auf das MAC konzentriert. Dieses Klettersystem wird in Großbritannien häufig zum Bau von Hochhäusern, der Kernkompetenz Sajid Mahmoods, verwendet.

Möglichkeiten der Automatisierung

Seit vielen Jahren geht die Bauindustrie immer stärker dazu über, Building Information Modelling (BIM) einzuführen und die auf 3D-Modellen basierende Arbeitsmethode zu nutzen. BIM bietet eine Reihe von Vorteilen im Vergleich zu den traditionellen, 2D-orientierten Ansätzen – und nicht zuletzt die Möglichkeit, einige der sich wiederholenden Planungsaufgaben zu automatisieren.

3D-Modelle von beliebigen Gebäudekomponenten oder fertigen Projekten bieten eine wesentlich bessere Visualisierung und somit Verständlichkeit als 2D-Pläne. Dies hilft Ingenieuren und Bau-Beteiligten zu erkennen, wie die Komponenten zusammenpassen. Eventuelle Kollisionen können identifiziert und Probleme verhindert werden, bevor die Arbeit vor Ort beginnt. Bei einigen Programmen kann diese Kollisionsprüfung oder auch die Zeichnungserstellung von der Software selbst durchgeführt werden, was wertvolle Planungszeit spart.

BIM für Schalungen

Building Information Modelling ist im Bereich der Schalungen bislang noch im Entwicklungsstadium. Während andere Disziplinen wie zum Beispiel die Architektur über wachsende Bibliotheken von BIM-Objekten und speziell entwickelte Werkzeuge verfügen, gibt es für Schalungen davon nur wenige. Die Möglichkeiten, sich wiederholende Teile des Planungsprozesses zu automatisieren, sind daher viel geringer – es sei denn, man entwickelt seine eigenen Werkzeuge.

„Als wir mit der Verwendung von 3D-Konstruktionswerkzeugen begannen, haben wir zunächst versucht, einige Bausteine zu erstellen, um den Prozess zu beschleunigen. Das war hilfreich, aber nicht ausreichend“, erklärt Sajid. „Das Problem bei der Verwendung von Standard-3D-Tools für spezielle Anwendungen ist, dass sie sehr allgemein gehalten sind. Es ist sehr mühsam, dieses Tools so zu verwenden, dass sie einen Nutzen bringen. Während den laufenden Projekten und Prozessen bleibt dafür nicht immer Zeit.“

Sajid setzte sich zum Ziel, die Prozesse effizienter zu gestalten. „Jeder sich wiederholende Klick, den ein Konstrukteur macht, sollte automatisiert werden. Auf diese Weise kann sich die Person auf den eigentlichen Konstruktionsprozess konzentrieren und nicht auf die Fertigstellung des Modells und der Werkstattzeichnungen“, so sein Credo. „Ich wusste, dass es Bedarf für ein Werkzeug gab, das all diese banale Arbeiten abnehmen würde – wie zum Beispiel das Kopieren desselben Lochs in denselben Träger bei jedem Auftrag.“

Die Kunst der Beharrlichkeit

Vor der Entwicklung des MAC-System-Tools hatte Sajid nur geringe Programmiererfahrungen. „Seit ich mein erstes iLogic-Snippet geschrieben habe, war ich von der Idee begeistert, Prozesse zu automatisieren“, schwärmt er. „Das führte zur Entwicklung des Plugins für Autodesk Inventor.“ Der Weg dorthin aber war eine gewaltige Aufgabe, die Sajid auf sich nahm. „Während des ersten Corona-Lockdowns, als die Dinge langsamer liefen, kam mir diese Idee. Ich fragte meine Vorgesetzten, ob ich es ausprobieren dürfte und sie willigten ein. Dann habe ich es einfach ausprobiert und nach ein paar Wochen war mir klar, dass ich es kann. Das war’s“, erinnert er sich.

Als Autodidakt suchte Sajid unermüdlich nach Lösungen. „Mir ist aufgefallen, dass die Online-Community der Programmierer ihr Wissen gerne weitergibt und sehr großzügig ist“, sagt er anerkennend. „Für dich ist es ein unmögliches Problem, aber irgendjemand hat es schon versucht – oder, wenn nicht, dann wird er es für dich versuchen. Es ist erstaunlich, wie viele Leute bereit sind, Stunden dafür zu investieren. Wenn die Leute jetzt Fragen stellen, mit denen ich konfrontiert wurde, helfe ich ihnen und gebe einfach etwas zurück“, sagt er bescheiden.

Das Ergebnis: Effizienz und Genauigkeit

Das Resultat von Sajid Mahmoods harter Arbeit ist ein maßgeschneidertes Plugin für Autodesk Inventor und automatisiert einen großen Teil des Konstruktionsprozesses für das MAC-System von MEVA. Durch die Eingabe einiger weniger Abmessungen und Projektinformationen können das 3D-Modell sowie die zugehörigen Werkstattzeichnungen innerhalb weniger Minuten automatisch erstellt werden.

Zwar müssen immer noch Anpassungen und Überprüfungen vorgenommen werden, aber ein Teil der Arbeit entfällt für den Designer. „Manchmal braucht der Kunde die 3D-Modelle, aber das wichtigste Ergebnis sind die Werkstattzeichnungen für die Herstellung der einzelnen Gebäudekomponenten – und das war es, was uns am meisten Zeit gekostet hat.“ Die Automatisierung optimiert auch die Qualität der Ergebnisse. „Wenn man ein Modell vorbereitet und Hunderte von Maßen einträgt, kann man einige davon übersehen oder es schleichen sich Tippfehler ein. Bemerkt das der Prüfingenieur nicht, kommen die Teile auf die Baustelle und erst dort wird das Problem bemerkt“, erklärt Sajid ein häufiges Problem im Bauwesen. „Mit der Automatisierung sind die Kontrollen bereits erledigt und man kann sich darauf verlassen, dass alles korrekt ist.“

Zeit- und Kostenersparnis

Eine Beta-Version des Software-Plugins wurde mit anderen MEVA-Teams geteilt und bisher bei sechs Projekten in Großbritannien, Dubai und Singapur eingesetzt – mit beeindruckenden Ergebnissen. „Die Zeitersparnis ist ermutigend. Durch die Reduzierung der Planungsstunden und der Modellierungsarbeit können wir Einsparungen direkt an unsere Kunden weitergeben. So erkennen sie, dass unser ständiges Bestreben nach Weiterentwicklungen und Verbesserungen ihnen hilft, Zeit und Geld zu sparen“, betont Sajid.

Blick in die Zukunft

Für Sajid Mahmood bestehen die nächsten Schritte darin, das Feedback anderer Teammitglieder, die diese Beta-Version testeten, zu berücksichtigen. „Was Sajid für unser Team erreicht hat, ist wirklich erstaunlich. Er hat großartige Arbeit geleistet“, erklärt Richard Harradine, Geschäftsführer von MEVA UK. Und ergänzt: „Ein weiterer Vorteil ist, dass wir nun auch mehr jüngere Mitarbeiter gewinnen, die mit dieser Technologie aufgewachsen sind.“ Sajid ist ebenfalls mit den Ergebnissen zufrieden. „Es hat sich wirklich gelohnt. Es hilft uns, und jeder im Team ist happy.“

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